Dienstag, 3. April 2012

Buchrezension " Die Jahre des schwarzen Todes" von Connie Willis

 Heute soll es um das Buch "Die Jahre des schwarzen Todes" von Connie Willis, neu aufgelegt im Heyneverlag, gehen.
In dem Buch geht es um die junge Krivin, eine Historikerin des Jahres 2054. In der nahen Zukunft sitzen Historiker nicht mehr in ihrem Kämmerlein und versuchen anhand alter Quellen die Geschichte zu reoonstruieren, sondern können durch ein Netz in die Vergangenheit reisen. Trotz vieler Bedenken seitens Professors Dunworthy, der ein enges verhältnis zu ihr hat,beschließt Kirvin  das dunkle, bislang unerforschte MItterlalter zu besuchen. Um sie so wenigen Gefahren wie nur irgend möglich auszuliefern, soll sie in das Jahr 1320 nach Oxfordshire reisen, da die Pest in diesen Regionen erst 28 Jahre später einzug erhielt. Doch es kommt wie es kommen musste, etwas geht schrecklich schief und nicht nur Kirvin muss sich mit ungeplanten Gefahren im Mittelalter herumschlagen, sondern auch in der Gegenwart bricht das Chaos aus.



Das Cover finde ich weder unglaublich gut, noch unglaublich schlecht. Es greift die tehamtik des Buches auf, hätte dich wahrscheinlich besser umsetzen lassen, aber es kommt ja auf den Inhalt an.
Die Kapitel des buches sind immer abwechselnd aufgebaut. Direkte Geschehnisse der Neuzeit und des Mittelalters wechseln sich ab, unterbrochen von Aufzeichnungen aus dem "Dooms Day Book", welches die Ereignisse im Mittelalter, reflektiert von Krivin, beeinhaltet.

Was ich erwartet habe:

Einen spannenden Roman über Zeitreisen, der sich ausführlich mit dem Mittelalter beschäftigt und viele gut recherchierte Details über die Zeit und das damalige Leben, aber auch den schwarzen Tod preisgibt. Sowie interessante, abwechslungsreiche, starke Charaktere, die eine individuelle Entwicklung durchmachen und sich ihrer Zeit angemessen verhalten. Einen Roman, der mich in die Abgründe der damaligen Gesellschaft einführt und mir eine sympathische, starke Protagonistin liefert.

Was ich bekommen habe:

Einen Haufen weinerlicher Waschlappen, die trotz der modernsten Technologien- die sogar eine Zeitreise ermöglichen- mit den kleinsten, alltäglichen Dingen nicht zurechtkommen und sich im gesamten Buch nicht entwickeln. Authistisch anmutende Universitätsprofessoren, langweilige, sich wiederholende Passagen und Dialoge, eine unglaublich zähe Handlung und eine "taffe" Historikerin, die sich im Mittelalter um nichts anderes Gedanken macht, als darum, wie sie wieder nachhause kommt und wo welche Glocke gerade bimmelt. Charaktere mit denen ich mich weder identifizieren, noch ihre Handlung nachvollziehen kann und eine unglaublich platte unauthentische Beschreibung des Mittelalters und der Personen zu dieser Zeit. Aber auch teilweise-leider eher seltener- sehr lustige Dialoge und eine relativ detaillierte Beschreibung der Pestopfer.

Vernichtende Worte- vielleicht etwas zu hart.
 Ich bin bei dem Buch sehr zweigespalten. Es war eher schwierig in die ganze Handlung hineinzukommen, doch als dies dann endlich klappte, war der Anfang wirklich gut. Die Dialoge waren lustig, die Beschreibungen detailliert aber nicht unnötig in die länge gezogen, die Handlung nicht zu träge, reltiv interessan und vielversprechend. Die Charaktere wirkten zwar nicht besonders überzeugend, doch boten sie ein gewisses Entwicklungpotential.
Ab dem Mittelteil, als das Chaos auch in der Gegenwart ausbrach, geriet das gut konsturierte, literarische Anfangskonstrukt ins schwanken und fiel dann jämmerlich in sich zusammen. Es wäre falsch zu sagen, dass die Charaktere gar keine Entwicklung durchgemacht haben. Nein- Sie sind nur noch unüberzeugender, weinerlicher und authistisch anmutender geworden. Nicht in der Lage auf einfachste Dinge zu antworten, geschweige den ein, ich mag es kaum aussprechen, "Gespräch" zu führen.
 Vom Gesprächsaufbau waren die Dialoge zwischen den Universitätsprofessoren in der Neuzeit vergleichbar mit denen, zwischen Kirvin und einem 4 jährigen Mädchen im Mittelalter. Andauernd wurde aneinander vorbeigeredet, keiner schien sich für das Gesagte des anderen zu interessieren, welches ich auch sehr gut nachvollziehen kann, denn im Endeffekt sagte jeder Charakter im  inhaltlich über 500 Seiten immer so ziemlich das Selbe.
 Egal wie lange gewissen Dingen nachgegangen, Sorgen überdacht und Fragen gestellt wurden, nichts an den Überlegungen änderte sich, keine neuen Aspekte oder Erkenntnisse kamen hinzu und man las über den kompletten Mittelteil immer das  Gleich, bestehend aus: Glocken hier, Sorge da, "müssen die Reisedaten prüfen" und "es ist bestimmt schiefgegangen".
 Dies führt dazu, dass die Geschichte unglaublich durchsichtig wird und später, bei der Auflösung der "unglaublich interessanten" Fragestellungen, der Leser nur denkt : "Ach wirklich? Ist nicht euer ernst! Hätte ich nie gedacht."
 Die Personen im Mittelalter empfand ich nicht als besonders authentisch. Sie wirkten eher wie schlechte Schauspieler, denen der Auftrag gegeben wurde, sich mittelalterliche Kostüme anzulegen, ein wenig zu müffeln und Gottesfürchtigkeit zu heucheln. Unnöig zu erwähnen, dass sie selbst diese einfachsten Anweisungen relativ erbärmlich ausgeführt haben.
 Ich vergaß ziehtweilen, dass die Handlund in einer anderen Zeit spielte- doch zum Glück erinnerte mich die reizende Protagonisten daran, indem sie immer wieder erwähnte, wann, wo, welche Glocke zu welcher Tageszeit bimmelte, und dass sie dadurch ja so ein Heimweh bekäme - ein Heimweh nach einem zu Hause das 700 Jahre in der Zukunft lag.
Stimmt, da war ja was-
Anstatt als Historikerin auf Sitten und Bräuche, wie zum Beispiel Tischmanieren, zu achten, legte Kirvin vie mehr ein Hauptaugenmerk vielmehr auf spezifische Personen und ihre ganz persönlichen Probleme. Ab und zu fiel ihr auf, dass sie Dinge anders gelernt hatte, doch das kam erstaunlich selten vor. Ihrem Verhalten nach fühlte sie sich im Mittelalter fast heimisch, da sie statt auf jedes Detaill zu achten, eher wahrnahm, dass der Boden klat, sie schmutzig und ihre Heimat unglaublich weit weg war.
Man erfuhr kaum etwas über das Mittelalter und die Personen damals. -Schade, hier wären detaillierte Beschreibungen wirklich erwünscht gewesen.
Naja. Wenigstens wurde versucht die Glockenschläge, ihre Klänge und ihre Herkunft, zu jeder möglichen Gegebenheit, so originalgetreu wie nur irgend möglich, zu beschreiben. Ich weiß jetzt zwar nicht so viel mehr über das Mittelalter, doch ich könnte mit Sicherheit, wäre ich aus irgendeinem Gurnd in Oxfordshire um das 14 Jahrhundert herum, jede Glocke anhand ihres Klanges bestimmen, sowie die art der Glocke und ihre exactes Baujahr aus dem Stehgreif nennen. Hätte ich ohne die Lektüre des Romans nicht gekonnt- muss ich ehrlich zugeben.

Gegen Ende besserte sich das Buch, die Handlung schritt wieder voran und endlich wurden die Charaktere aktiver und weniger authistisch. Nach dem "Genuß" der vorherigen Kapitel glaubte man kaum, dass die Personen überhaupt dazu in der Lage wären, auf die Bitte eines anderen, etwas über den Tisch zu reichen, und nun schaffen sie es ein schwieriges Unterfangen akribisch zu Planen.
Zum Schluss entwickelt man auch erste Sympathien für die Charaktere und man erfährt- neben den, weiter fortgeführten, äußerst spannenden, Beschreibungen über die Glocken der Region Oxfordshire- auch ziemlich viel über die Pest, die Behandlungsmethoden der damaligen Zeit und bekommt eine detaillierte Beschreibung der Pestopfer.
Auch die Charaktere im Mittelalter blühen zu einer bislang ungekannten Authenzität auf- und dann endet das Buch.
Ein toller lustiger auftakt, ein unterhaltsamer Schluß! Und ein ca. 500 Seiten umfassender, schrecklicher Mittelteil.
Es wirkt ein wenig so, als hätte die Autorin, während des Verfassens des Buches, den Entschluss gefasst, dieses so langatmig wie möglich zu gestalten und sich dann kurz vor Abschluß ihres Werkes eines besseren besinnt, iin ihrer Hast jedoch vergessen den Mittelteil zu überarbeiten. Wenigstens las es sich schnell, sodass die 800 Seiten, relativ gut zu ertragen waren.

Ich würde dieses Buch nicht wirklich empfehlen, wenn man eine spannende Handlung- und damit meine ich nicht eine unglaublich aktionsreiche-  und einige interessante Details über das Mittelalter erwartet, es sei denn man liest nur die ersten und die letzten 150 Seiten.
Möchte man sich das ganze Buch zu Gemüte führen, so würde ich es nur tun, wenn man ein absoluter, heißer und inniger Glockenliebhaber ist.

Ich verabschiede mich mit eine kläglichen "Ding Dong" aus dem Jahre 2012!!
Nessia


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